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IM RALLYE-FIEBER. 51 JAHRE SPÄTER: WALTER RÖHRL NIMMT EIN WEITERES MAL AN DER RALLYE WIESBADEN TEIL. Am 28. Mai 2022 gegen 14.30 Uhr fuhr der zweimalige Weltmeister und Sieger vieler internationaler Rallyes mit einem Ford Capri 2600 GT durch das Ziel der 43. Internationalen Rallye Wiesbaden. Ein halbes Jahrhundert früher: Am 23. Mai 1971 fährt ein bis dahin wenig bekanntes Rallyeteam ebenfalls mit einem Ford Capri 2600 GT als Gesamtsieger durch das Ziel der 33. Internationalen Rallye Wiesbaden. Es waren Walter Röhrl und sein Beifahrer Herbert Marechek. Für Walter Röhrl sollte dies ein Wendepunkt in seiner weiteren Rallyekarriere sein. Dieser Sieg und die damit erworbene Lizenz berechtigten ihn dazu, an allen internationalen Rallyes teilzunehmen. Seine insgesamt 14 Siege (4 davon bei der Rallye Monte Carlo mit Fiat Abarth 131, Opel Ascona 400, Lancia Rallye 37 und Audi Quattro A2) sind der Beweis für sein außerordentliches fahrerisches Talent! Die 43. Internationale Rallye Wiesbaden ist eine Gleichmäßigkeits-Prüfung für historische Rallyefahrzeuge, die am 25. Mai 2022 in Eschenfelden startete. Erstes Etappenziel war Pilsen. Auf den legendären Strecken der 33. Rallye Wiesbaden in Tschechien konnten die Teams noch einmal einen Eindruck davon bekommen, was die damalige europäische Rallyeelite auf den Straßen rund um die Kreisstadt Klatovy zu absolvieren hatte. Nächstes Etappenziel war Regensburg, bevor es am Freitag nach Wiesbaden ging. Hier trafen die Teams ab 17.00 Uhr beim Porsche ZentrumWiesbaden ein. Am Samstag mussten noch 6 Prüfungen rund umWiesbaden absolviert werden, dabei wurden auch historische Bergrennstrecken wie „Hohe Wurzel“, „Ransel“ und „Preßberg“ befahren. Über Schloss Johannisberg ging es zum Ziel nach Wiesbaden, wo Walter Röhrl und alle historischen Rallyeautos ab 14.00 Uhr live vor dem Kurhaus anzutreffen waren. Herr Röhrl, welche Erinnerungen haben Sie an Ihren spektakulären Sieg bei der RallyeWiesbaden im Jahr 1971? Es sind inzwischen 51 Jahre ins Land gegangen. Aber viele Dinge, die zum ersten Mal passieren, blei- ben doch ein bisschen besser haften. Es war die erste große internationale Rallye, die ich gewonnen habe, und dementsprechend hat Wiesbaden für mich einen besonderen Stellenwert. Darum war ich auch bereit dazu, nach all der Zeit wieder mitzumachen. Mit dem Sieg ging die A-Lizenz einher und damit der Start in die große europäische Rallyewelt. Damals habe ich nicht wirklich daran geglaubt. Die Initialzündung kam dann 1972 bei der Olympia- Rallye, wo die gesamte Weltelite am Start war und ich wider Erwarten vorne weggefahren bin. Da habe ich gesagt: „Wenn das so einfach ist, dann möchte ich zeigen, dass ich der Beste auf der Welt bin.“ Also habe ich meine Scheuklappen aufgelegt und geschaut, was ich machen muss, um der Beste auf der Welt zu sein. Und das hat funktioniert? Ja, das hat funktioniert! Hand aufs Herz: Was macht mehr Spaß – die Rallye Akropolis oder die RallyeWiesbaden? Natürlich Akropolis! Das ist eine der legendärsten Rallye-Veranstaltungen auf der Welt. Man sagt, es sei die schwerste Rallye, die es in Europa gibt, da die Straßen ziemlich schlecht sind. Sie treten dieses Jahr wieder mit dem Ford an, mit dem Sie vor 50 Jahren die RallyeWiesbaden gewonnen haben. Ja, das gleiche Modell, aber nicht das gleiche Auto; es ist ein Nachbau. Ich saß seit sicher 40 bis 45 Jahren nicht mehr in einem Ford Capri 2600 GT. Bei so einem „Starrachser“ poltert und klappert auf einer schlechten Straße natürlich die Hinterachse so sehr, dass man meint: „Hoffentlich verliere ich sie nicht.“ Hat mich direkt an früher erinnert. Über 50 Jahre ist das alles her. Die Zeit fliegt vorbei. Sie haben bereits viele Rallyes und Rennstrecken mitgenommen. Welche ist Ihre liebste? Es gibt so viele tolle Strecken und Rallyes, aber es gibt für mich nur eine Lieblings-Rallye: die Rallye Monte Carlo. Die wollte ich einmal gewinnen. Das war mein Lebensziel. Und dann habe ich sie sogar viermal hintereinander gewonnen mit 4 verschiedenen Autos. Der Taunus liegt um die Ecke. Wären Sie dort lieber in einem 911 Coupé oder 911 Cabriolet unterwegs? In dem Fall würde ich ein Cabriolet nehmen, in der Hoffnung, dass das Wetter so gut bleibt, wie es jetzt ist. Von Haus aus bin ich eigentlich kein großer Cabriolet-Fan. Denn: Wer schnell fahren will, der gehört in ein Coupé. Ich habe aber bei der Ent- wicklung des 911 Speedster mitgewirkt und das Auto hat mich dann so fasziniert, dass ich mir sogar selbst einen gekauft habe. Seitdem fahre ich auch ganz gerne mal offen. Wenn Sie noch mal richtig Gas geben würden, welches Auto und welche Strecke? Strecke ist ziemlich einfach: die Nordschleife. Wenn alle Rennstrecken so wären wie der Nürburgring, wäre ich gerne ein Rennfahrer geworden. Mein Traumauto ist ein Carrera GT. Das wäre das richtige Auto, auch wenn es schwer zu fahren ist. Das würde ich machen: die Nordschleife mit einem Carrera GT. WALTER RÖHRL IM INTERVIEW BEI UNS 19

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